Wachstumsregler

 

Wachstumsregler sind Stoffe, die in den Phytohormonhaushalt der Pflanze eingreifen und so das Längenwachstum und damit die Standfestigkeit der Pflanze beein-flussen können. Ihr Einsatz wirkt sich positiv auf Ertrag und Qualität des Erntegutes aus und ist daher in der intensiven Pflanzenproduktion weit verbreitet.

Warum Wachstumsregler einsetzen?

Die nach milden Wintern sehr weit und üppig entwickelten Getreidebestände verlangen einen gezielten und sicheren Einsatz von Wachstumsregulatoren. Weiterhin macht man sich die bestandsregulierenden Effekte der Wachstumsregler zu nutze. Primäres Ziel beim Einsatz von Wachstumsreglern in der Getreideproduktion ist es, Lager zu verhindern. Der wichtigste Aspekt ist die Produktionssicherheit, d.h. dass angestrebte Erträge und Qualitäten erreicht werden. Neben wirtschaftlichen Aspekten bedeuten z.B. 20 dt/ha geringere Erträge durch vorzeitiges Lager in etwa 40–50 kg N/ha geringere Entzüge, somit eine deutlich erhöhte Austragsgefahr von Stickstoff und damit Belastung der Umwelt. Ernteerschwernisse, eventuell höhere Trocknungskosten und Mindereinnahmen durch Qualitätseinbußen ziehen schnell Verluste von 250 Euro und mehr pro Hektar nach sich.

Was sind Phytohormone?

Phytohormone sind Steuersignale, die die wesentlichen Wachstumsphasen einer Pflanze lenken. Sie werden in der Pflanze selbst produziert und wirken bereits in sehr geringen Konzentrationen. Wichtige Phytohormone sind Auxine, Gibberelline, Cytokinine, Abscisinsäure und Ethylen. Gibberelline sind Wachstumshormone, die das Längenwachstum auslösen und alle wichtigen Entwicklungsschritte, wie z.B. Keimung, Schossen, Assimilateinlagerung ins Korn induzieren. Cytokinine fördern die Zellteilung und verzögern Altersprozesse. Sie dominieren im Wechselspiel mit Auxinen und Abscisinen während der Blatt-, Trieb- und Ährchenanlage. Ethylen fördert die Alterung sowie die Verholzung.

Wie wirken Wachstumsregler?

Wachstumsregler stellen ein wichtiges Betriebsmittel für die intensive Pflanzenproduktion dar. Ihr optimaler Einsatz setzt Kenntnisse über ihre Wirkungsweise voraus. Denn Wachstumsregler greifen in unterschiedlicher Weise und zu unterschiedlichen Zeiten in den Hormonhaushalt der Pflanzen ein und steuern so deren Wachstum. Gemeinsam ist allen Wachstumsreglern im Getreide, dass die Internodien gestaucht werden, die sich zum Zeitpunkt der Anwendung in der Streckung befinden. Derzeit stehen fünf zugelassene Wirkstoffe zur Verfügung, die in unterschiedlicher Weise über den Hormonhaushalt der Pflanzen das Längenwachstum beeinflussen: Chlormequat (CCC), Mepiquatchlorid, Prohexadion-Calcium, Trinexapac-Ethyl und Ethephon. Die ersten vier Stoffe wirken sich hemmend auf die Gibberellinsynthese aus und verzögern so Pflanzenwachstum und -entwicklung. Dies wird bei früher Anwendung von z.B. CCC in einem frühen Wachstumsstadium genutzt um die Entwicklung des Haupttriebes zu unterdrücken und die Nebentriebe zu fördern. Bei später Applikation ab BBCH 37 eignet sich dagegen der Wirkstoff Ethephon (wird in der Pflanze zu Ethylen abgebaut), welcher neben einer Hemmung des Längenwachstums (obere Internodien) auch die Abreife fördert.

Vorteile des Wachstumsreglereinsatzes für den Landwirt

Bestandsregulierende Effekte (Triebzahl/ Bestandsdichte) Bessere Standfestigkeit à keine Mindererträge durch frühes Lager Weniger Zwiewuchs und Unkrautdurchwuchs Gleichmäßige Abreife, keine Reifeverzögerung Weniger Auswuchs und geringere Qualitätsverluste beim Erntegut Vermindertes Ährenknicken damit geringere Verluste durch Schnittähren (3 Schnittähren/m² = 1 % Verlust) Geringere Erschwernis bei der Ernte à höhere Druschleistung Weniger feuchtes Erntegut à geringere Trocknungskosten.

Vorsicht beim Wachstumsreglereinsatz

in lagernden Beständen in schlecht ernährten, geschwächten und dünnen Beständen in Stresssituationen (Trockenheit, Hitze, UV-Strahlung, Nässe) auf Böden in schlechtem Kulturzustand unmittelbar vor oder nach Nachtfrost (Trinexapac) nicht zusammen mit Wuchsstoffherbiziden spritzen (auch nicht direkt vor/nach der Behandlung).